Guenter Posted September 6, 2012 Share Posted September 6, 2012 (edited) Die habe ich vor einiger Zeit (2008) mal so beschrieben: Hobbyracer-Slicks nennt sie Dunlop auch. Das klingt abschätzig. Gerade Hobbyracer wollen doch am liebsten das gleiche Material wie Rossi & Co. fahren. Da beste vom besten, den griffigsten Gummi der Welt. Doch genau das bringt uns Normalsterbliche in die Bredouille. Solche Spezialreifen sind derart einseitig zugeschneidert, daß nur die besten Fahrer damit zurechtkommen. Die Fuhre pendelt bei Vollgas? Scheißegal, es bringt eine Zehntel. Der Reifen hat keinen Grenzbereich? Mir doch wurscht, wieder eine Zehntel. Hält nur eine Runde? Egal, den zahlt ja die Reifenfirma. Als Hobbyracer haben wir andere Ansprüche. Eine Reifen darf nicht allzuviel kosten, sollte möglichst lange halten, darf möglichst nichts falsch machen, sollte sein Gripniveau mehrere Tage lang unvererändert hoch lassen, Bodenwellen dürfen ihm ebensowenig anhaben wie wechselnde Temperaturen. Und obendrein hassen wir eine tänzelnde, nervöse Maschine. Das heißt: Als Hobbyracer brauchen wir ein Allround-Slick. Einen, der immer und überall funktioniert. Das meint: Hobbyracer-Slick. Und genau so einen Satz gab es am Salzburgring bei den Dunlop Track Days zum Ausprobieren. Um wirklich vergleichbare Bedingungen zu haben, fuhr ich die beiden ersten Turns auf mir sehr vertrauten Reifen. Michelin 1270a vorn und S1800 (Hobbyracer-Slick) hinten. Dann traten die für Michelin bekannten Nervositäten auf. Der Lenker pendelte zwar nicht in Schräglage bei Highspeed, aber es fehlte nicht viel. Dann kam der zweite Felgensatz mit den Dunlop GP Racer Slicks rein. Luftdruck kalt 2,1 bar vorn und 1,6 bar hinten (600er, für 1000er sollten es 1,8 bar sein). Und los ging’s, gleiches Tempo wie vorher. Was konnte ich beobachten? Meine 600er fuhr sich erheblich ruhiger, fast schon stoisch. Alles Tänzelei auf der Gegengeraden war verschwunden, die Kiste lag wie ein Brett. Und mein Puls sank. Klasse. Der Hinterreifen brachte also deutlich mehr Stabilität mit als ein Michelin. Der Vorderreifen verlangte dagegen nach mehr Kraft beim Einlenken. Okay, der Michelin 1270a dürfte der handlichste Slick-Vorderreifen derzeit sein, wenn auch nicht ganz so agil wie sein Vorgänger 1246a. Aber die beiden Pellen war ich gewohnt, und sie arbeiten beim raschen Umlegen für mich. Jetzt mit den Dunlops mußte ich selbst ran. Wie handlich ging’s mit meiner Unterstützung? Das probierte ich im vierten Turn. Und siehe da, mit dem rechten Impuls klappten auch die Dunnis wunderbar ein. Durch die Kombination rechts, links, rechts, links und raus auf Start/Ziel. Ein Quentchen träger, aber nicht der Rede wert. Mit etwas mehr Input am Lenker fast wettzumachen. Auffällig auch in der Kombination: Die Dunnis liegen satt, sie wirken ruhig, senken den Pulsschlag. Ich empfand sie als sehr harmonisch und angenehm. Und Kickback? Also Lenkerschlagen? Da gab es in Salzburg eine Stelle, um das auszuprobieren. Und zwar nach der ersten Schikane. Du feuerst im zweiten Gang raus und muß sofort die Fuhre nach rechts herumreißen. Und zwar genau in dem Moment, wo das leicht in der Luft pendelnde Vorderrad gerade wieder den Asphalt berührt. Mit den Dunlops zuckte es deutlich weniger als mit den Michelins. Und wie sah das Abriebbild aus? Klasse, feinkrümelig auf dem ganzen Umfang, wie aus dem Lehrbuch. Jetzt bin ich nur gespannt, wie lange die GP Racer Slicks halten. Die Michelins hielten bei mir Reifenschoner fünf Tage, sie fuhren sich ohne Kante sauber ab. Und genau das erwarte ich auch von den Dunlops. Sobald ich die Dinger wechseln muß, melde ich es hier im Blog. Was mir bei den GP Racer Slicks auch gefällt: Sie sind preisgünstig und bei jedem normalen Reifenhändler zu beziehen. 250 bis 300 Euro, je nach Kalkulation. Und damit deutlich günstiger als die „echten Slicks KR 106/KR 108. Ohne deren Geradeauslaufschwäche. Manche Maschinen pendeln mit dem KR 108 hinten heftig. Zum Beispiel Michaels R1. Unfahrbar in Hockenheim, sagte er. Solche Sorgen müssen sich Dunlop-Fahrer mit dem GP Racer Slick nicht machen. Die Dinger sind Hobbyracer-tauglich stabil. Für diese Pellen muß das Fahrwerk nicht 100% genau justiert sein, sie vertragen das. Und mal Hand aufs Herz: Wer von uns ist denn schon ein Fahrwerks-Crack? Edited September 12, 2012 by Guenter Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Guenter Posted September 6, 2012 Author Share Posted September 6, 2012 So habe ich damals (Hebst 2008) nach ein paar Veranstaltungen über die Dunlop GP Racer Slicks geurteilt: Noch immer die ollen Dunlop-Pellen aus Salzburg und Oschersleben. Mein Urteil fällt auch nach Brünn immer noch genau gleich aus: Viel Haftung, sehr fahrwerksberuhigend, machen nix falsch und vieles richtig. Günstig zu haben. Ideal für Hobbyracer. Abriebbild? Wie Babypopo. Kaum Verschleiß. Haben jetzt 4,5 Tage oder 900 km runter, und dürften erst halb unten sein. Grip noch wie neu. Einzig der Vorderreifen ist nicht ganz so handlich wie ein Michelin 1246a oder 1270a, die ich die letzten beiden Jahre fast ausschließlich fuhr. Reinrassige Slicks, Äpfel und Birnen-Vergleich, ich weiß. Die beiden Michelmänner gehen müheloser schräg, fast wie von selbst. Der Dunlop GP Racer braucht mehr Kraft am Lenker, ungefähr so viel wie andere Slicks vorn. Ist nur etwas neu für mich. So langsam gewöhne ich mich dran. Haben Sie die Dunlopetten schon mal probiert? Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Guenter Posted September 6, 2012 Author Share Posted September 6, 2012 (edited) Noch weitere Testeindrücke nach weiteren veranstaltungen mit dem Dunlop GP Racer Slick aus dem Spätherbst 2008: Einen Tag hatte ich sie noch montiert. Die gleichen Pneus, wie sie der R6-Cup fährt. Gleiche Karkasse, gleiche Mischung (M wie medium vorn, E wie hart hinten), aber ohne Rillen als Slick ausgeführt. Naja, manche Leute lächeln über sogenannte „Hobbyracer-Slicks“. Ich bin nach 5,5 Tagen je 200 echte Kilometer sehr angetan von diese Dunlops. Erstens halten sie extrem lang. Bei mir „Reifenschoner“ 1.100 echte Kilometer. Zweitens machen sie keinerlei Fahrwerksfaxen. Ich habe nichts an meiner Federung gedreht, und alles paßte wunderbar. Drittens blieb meine 600er selbst an heiklen Stellen so ruhig wie nie. Und viertens kosten sie nicht die Welt. Alles perfekt? Nicht ganz. In Haarnadel-Kurven wie Most oder den engen Schikanen von Oschersleben war ich die handlichen Michelin-Slicks 1246/1270a gewohnt, extrem agil. Da mußte ich mit dem Dunlop deutlich mehr am Lenker ziehen. Ungewohntes Schwitzen. Aber auf den Pannonia-Ring paßte alles. Ich fuhr drei verschiedene Vorder- und Hinterreifen an den drei Tagen, auf dem gleichen Motorrad, und konnte prima vergleichen. Die Dunlops lagen am stabilsten, ohne die bisherigen Nachteile beim Handling. Dunlop vorn paßt zum Pann, sagen mir auch andere Racer, die mit dem reinrassigen 125/80-Slick unterwegs sind. Alles Kopfsache! Edited September 12, 2012 by Guenter Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
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