AlceVerde Posted August 22 Share Posted August 22 Hallo an die Trommelbremse - Experten (und alle anderen im Forum sowieso), ich erlaube mir, hier noch einmal ein neues Thema aufzumachen, sonst gibt das Durcheinander, und es hängt auch viel für mich davon ab. Ich hatte mir ja vor ein paar Monaten eine Moto Guzzi V7-700cc Baujahr 1971 zugelegt und bin mit der § 21 StVZO Erstzulassung-Prozedur so gut wie durch, dazu hatte ich schon mal geschrieben, ist aber (fast) in trockenen Tüchern. Auch hatte ich schon einmal ein Thema aufgemacht über die anfängliche Blockade des Rades nach Einbau der neuen Bremsbacken / -Beläge. Ist auch behoben. Jetzt hängt es nur noch an der (Vorderrad-) Bremse ! Ohne die bekomme ich den TÜV-Segen nicht (und mit der würde ich auch nicht fahren, viel zu gefährlich, bremst gar nicht !) und den würde ich auch nicht bekommen, wenn das Motorrad in Deutschland schon einmal zugelassen gewesen wäre. Es ist eine Duplex-Trommelbremse, für die ich mir nagelneue Bremsbacken/Beläge beschafft hatte. Wie man diese Duplex-Bremse (wenigstens halbwegs) einstellt und zum Bremsen bringt, ist mir bekannt. Ich hatte die Duplex-Bremse jetzt nach allen Regeln der Kunst (meiner Kunst...) eingestellt. Ergebnis: Bremst nicht nennenswert. - Bei hochgebocktem Vorderrad drehe ich das Rad volle Pulle mit der Hand und ziehe den Bremshebel allenfalls 5-10 mm.....Zack ! Das Rad steht sofort ruckartig still. Die Bremsbacken und deren Beläge liegen daher scheinbar stramm und gleichmässig an (dachte ich jedenfalls....). Aber, naja, dachte ich weiter, kein Wunder, es wird ja nur das Rad gestoppt, nicht die ganze Wucht des Motorrades samt mir -mit Geschwindigkeit. - Und genauso kam es: Denn schon bei Schieben auf dem Hof und Bremsen wird es sehr bescheiden. Der Befund ist, dass ich den Bremshebel mit "Gewalt" bis fast gegen den Gasgriff ziehen könnte -und es bremst trotzdem nicht stärker. Das Griffgefühl am Hebel ist schwammig, wie Kaugummi, kein definierter Druckpunkt. Deshalb denke ich mir, wenn doch alles Top eingestellt ist, wenn der Seilzug selbst sich nicht dehnt (oder doch, wenn der uralt ist ?), und wenn die am Bremshebel aufgewendete Kraft trotzdem nicht 1:1 unten am Bremshebel ankommt, woran könnte es dann noch liegen ? Mir ist bekannt, dass ich nie im Leben auch nur annähernd eine Bremswirkung bekomme wie bei einer modernen Scheibenbremse. Mir ist auch geläufig, dass nagelneue Beläge erst noch "eingebremst werden müssen und deshalb nach gewisser zeit die Wirkung besser wird. Aber so wie es ist, wird auch das nicht passieren. Ein Kolege aus dem speziellen Guzzi Forum meinte, vermutlich ist es so, dass die Bremsbeläge nur ca. 10- 20% an der Trommel anliegen und die weiteren 80-90% eben nicht. Das führe dann dazu, dass ich mit meinem "Gummiband-Effekt" die Bremsbacken nur noch weiter an die Trommel heranzuziehen versuche, was aber letztendlich nicht der Fall ist. Wenn dem so wäre, ist das für mich dreifach desaströs: - Je mehr ich daran rumprobiere, desto mehr verbiege / verziehe ich womöglich die Bremsbacken. - Bei diesem Rumprobieren (an der Stellung der Bremsbacken ausgebaut mit Messungen auf zehntel Millimeter) müsste ich bei jedem erneuten Versuch das Rad wieder aus- und einbauen. Denn hochgebockt wird das Rad astrein sofort gestoppt, und ob die Bremswirkung auch wirklich da ist, merke ich ja erst im Fahrbetrieb (fahren darf ich versicherungstechnisch nur zur Dekra, also Probefahrten sind nicht erlaubt), allenfalls also beim Schieben auf dem Hof. - Wenn ich die Bremse nicht (halbwegs) hinkriege, kann ich meine Erst-Zulassung im Rahmen von § 21 StVZO komplett vergessen. Denn den (technischen) TÜV-Segen von der Dekra hätte ich ja auch nicht bekommen, wenn die V7 in Deutschland schon mal zugelassen gewesen wäre. Mit anderen Worten: Mit DIESEN Bremsen kriege ich sie jedenfalls nicht auf die Strasse, auch nicht, wenn der Prüfer beide Augen zudrücken würde und in Rechnung stellt, dass nagelneue Beläge erst noch eingebremst werden. Auch würde ich so jedenfalls nicht fahren, bin nicht lebensmüde. Hat jemand eine Idee, was ich noch tun könnte ? Ist es denkbar, dass der Bremszug so ausgeleiert ist, dass er sich extrem dehnt und kurz vor dem Abreissen ist (neuen Bremszug habe ich auf jeden Fall bestellt) ? Anmerkung: Bremsbeläge mit Kreide einreiben, schauen wo sie anliegen und wo nicht, dann mit Feile / Schmirgel anpassen, kommt nicht in Betracht. Das bekomme ich nicht hin (und kann auch nicht der Sinn von nagelneuen Belägen sein, die ein Nachbau der Originalteile-Nummer sind). Grüsse Peter Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
fender_rhodes Posted August 22 Share Posted August 22 vor 1 Stunde schrieb AlceVerde: Bremsbeläge mit Kreide einreiben, schauen wo sie anliegen und wo nicht, dann mit Feile / Schmirgel anpassen, kommt nicht in Betracht. Das bekomme ich nicht hin (und kann auch nicht der Sinn von nagelneuen Belägen sein, die ein Nachbau der Originalteile-Nummer sind). Hallo Peter! Mal als Denkanstoß: Durch das Bremsen in den letzten 50 Jahren, hat sich der Durchmesser der Bremstrommel leicht vergrößert. Neue Bremsbeläge haben aber den Radius einer neuen unbenutzten Bremstrommel. Ohne Anpassen der Radien aneinander durch Abschleifen des neuen Bremsbelags, wirst du m.E. keine Verbesserung erzielen können. Gruß Thilo 1 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
roeme Posted August 22 Share Posted August 22 Hast du den Bowdenzug irgendwie erneuert? Wohl wird sich das Seil nicht merkbar dehnen, aber bei Verwendung der falschen Ummantelung kann das eher mal schief gehen. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
AlceVerde Posted August 22 Author Share Posted August 22 vor 1 Stunde schrieb fender_rhodes: Durch das Bremsen in den letzten 50 Jahren, hat sich der Durchmesser der Bremstrommel leicht vergrößert. Neue Bremsbeläge haben aber den Radius einer neuen unbenutzten Bremstrommel. Hi Thilo, bei mir war es aber doch umgekehrt: Die neu eingekauften Bremsbacken/Beläge hatten möglicherweise sogar etwas "Übermass". Wie ich in dem anderen Thread berichtet hatte, fiel mir ja die montierte Bremse mit den neuen Belägen nicht mit minimalem Spiel in die Trommel (die nach so vielen Jahren -wie Du schreibst- etwas grösser im Durchmesser geworden sein mag), sondern beim Einlegen hat sie sich zunächst regelrecht verkantet. Und erst nach leichtem Brechen der Kanten der Beläge mit der Feile ging sie gerade mal so eben in die Trommel, so dass sich auf der Werkbank die Bremsankerplatte gegen das Rad jetzt einigermassen frei drehen liess. Und erst dann bin ich ja mit der Montage des Rades usw. fortgefahren. vor einer Stunde schrieb roeme: Hast du den Bowdenzug irgendwie erneuert? Wohl wird sich das Seil nicht merkbar dehnen, aber bei Verwendung der falschen Ummantelung kann das eher mal schief gehen. Hallo roeme, Bowdenzug habe ich nicht erneuert. Aber das mit der "falschen" Ummantelung, in meinem Fall mit einer im Laufe der Jahre defekten/materialermüdeten Ummantelung, war ja auch meine Idee: -Wenn die Ummantelung mit deren fest definierter Länge mit ihren Hülsen -nach richtiger Einstellung des Bremshebel-Spiels- sozuagen oben und unten zwischen den Einstellschrauben "eingeklemmt" ist und -Wenn aufgrund Materialermüdung man in einem Laborversuch diese fest definierte Länge durch zusammendrücken an der Hülse oben und an der Hülse unten um eine Strecke "X" verkürzen könnte dann wäre mein Gummiband-Effekt kein Wunder: Die Beläge liegen in der Trommel an, wenn vielleicht auch nicht ganz oder nur teilweise, und das weitere Drücken am Bremshebel lässt den Hebel an der Bremsankerplatte wo er ist, sondern statt dessen drücke ich dIe Hülle des Bremszuges (axial) zusammen. Das wäre gleichsam so, als würde ich während des Ziehens des Bremshebel gleichzeitig die Einstellschraube(n) auf "mehr Spiel" verdrehen. Aus der Sicht der beiden Einstellschrauben wird die Ummantelung durch "mehr Spiel" kürzer, Und bei mehr Spiel bzw. zu viel Spiel bremst dann ja auch nichts mehr. Mit anderen Worten: Was mich eigentlich umtreibt (schriftlich nur umständlich und schwer zu beschreiben): Der Vorteil der Duplex Bremse gegenüber der Simplex Bremse ist ja, dass sie mit den Belägen von zwei auflaufenden Seiten verzögert. Dadurch ist der Verschleiss dort etwas höher, durch den verkeilenden Effekt auf der zweimal auflaufenden Seite bremst sie aber auch besser. Bei einer Simplex Bremse sagt man ja, dass an der auflaufenden Backe ca. 70% Bremswirkung erzielt wird und an der ablaufenden Backe nur ca. 30%. Als ich nun im aufgebockten Zustand das Rad drehte und am Bremshebel zog, hatte ich sofort nach ca. 5 mm einen spürbaren Druckpunkt und das Rad blockierte sofort. Durch die Konstruktion der zwei auflaufenden Backen werden sich selbige im Zweifel zum jeweiligen Bremsnocken zur auflaufenden Seite hin an die Trommel geschmiegt haben, nicht zur ablaufenden Seite hin -zum fixen Drehpunkt. Im Schiebebetrieb auf dem Hof (fahren darf ich ja nicht) hätte dann der Befund also so sein müssen, dass die Bremse zwar nicht bremst (eben weil die Beläge z.B. nur zu 20% anliegen), aber der Druckpunkt hätte trotz kraftvollen Zudrückens nicht plötzlich weg sein dürfen. Denn wenn die Beläge auch nur zu z.B. 20% i-aber das in der Nähe der Nocken- anliegen, dann liegen sie an -und mehr nach aussen drücken ginge auch bei noch so starker Hand nicht. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ich oben durch das weitere Heranziehen des Bremshebels fast bis hin zum Gasgriff unten im Rad das Gussmaterial zweier Bremsbacken "verbiege / verziehe". Weisst Du, was ich meine ? Mit anderen Worten: Die eventuell nicht ganz richtigen Radien der Backen/Beläge könnten eigentlich nur zu schlechter Bremsleistung führen, egal wie stark ich am Hebel ziehe, eben weil sie nur zu einem geringen Teil anliegen. Aber dieser "Gummiband-Effekt" dürfte nicht sein .... Die Kraft meiner Hand oben am Hebel kommt unten am Rad in der Bremse nicht an, so als wenn das Drahtseil des Bremszuges ein Gummiband wäre. ** Doktor-Arbeit Ende !** Aber es treibt mich extrem um. Abholung des Moppeds aus Italien 2.000 km mit gemietetem Transporter. Praktisch nach Bildern ohne Besichtigung, geschweige denn Probefahrt, gekauft. Zustand und Technik deutlich besser als erwartet /befürchtet. Sogar mit der Zulassung § 21 StVZO könnte es besser laufen als gedacht. Und das alles soll an der Vorderrad-Bremse scheitern, jedenfalls sich erheblich verzögern ? Mit der Bitte um Nachsicht und Danke für Eure Geduld Gruss 😎 Peter P.S: Ich schreibe jetzt nichts mehr, versprochen. Warte mal den neuen Bremszug ab Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Beatosan Posted August 22 Share Posted August 22 (edited) Ich habe auch eine V7-700. Den Bremshebel kann ich aber nie und nimmer bis zum Gasgriff ziehen (auch im Stehen). Im Betrieb ist die Bremse sehr stark und bringt das Vorderrad spielend zum Blockieren. Also das Potenzial ist da. Ich muss noch ergänzen: ich habe eine Doppel-Duplexbremse Edited August 22 by Beatosan Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
roeme Posted August 22 Share Posted August 22 Mit deiner Fingerkraft allein kriegst du gar nix (nachhaltig) verbogen in der Bremse... Ein klares Zeichen für einen kaputten Bowdenzug ist z.B. wenn das Kabel sich lustig hin- und her bewegt bei ordentlicher Belastung. Dann die Ummantelung hin (wobei sich das dann meist visuell feststellen lässt). Ansonsten kann ein "Gummibandeffekt" auch ausgelöst werden, wenn das Seil gerade auf den letzten Drähten und kurz vorm Reissen ist. Und sonst wie von dir beschrieben (so weit ich das verstanden habe...) nicht passende Radien von Trommel und Backen, das könnte diesen Gummiband-Effekt auch auslösen – in dem du mit deiner Kraft erst die Backen "passend" auf die Trommel zwingst. Aber ich kann mir fast nicht vorstellen, dass du es schaffst die Backen derart zu verbiegen. Würde auch auch die nicht zufriedenstellende Bremsleistung erklären für diesen Fall. Das ist aber klar Vermutung meinerseits! Denn wie gesagt, mit Trommelbremsen kenne ich mich nicht aus. Aber ja, klar Ausschlussverfahren befolgen – und wir schaun weiter wenn du den neuen Bowdenzug verbaut hast. Dann wissen wir zumindest, dass es wohl nicht an diesem liegt. Es wäre auch nicht abwegig, dass dieser Zug nach 50 Jahren ausgelutscht ist. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
AlceVerde Posted August 29 Author Share Posted August 29 Hallo Guzzisti, habe die Bremsen nun hinbekommen. Neue Bremsbacken / Beläge, neue Rückholfedern (die eine zur anderen um 180 Grad axial verdreht eingehängt), neuer Bremszug 2,5 mm, leichte Anpassungen der Beläge / Radien mit Schmirgelpapier (Tests bei ausgebautem Rad - Bremsankerplatte auf rundem Tisch gegen das Rad gedreht und von Hand Bremsungen simuliert). Die Bremswirkung ist keineswegs mit der meiner gewohnten Scheibenbremsen vergleichbar und der Prüfer wird auch nicht gleich über'n Lenker gehen, aber vorne und hinten zugleich gebremst verzögern sie doch (überraschend) gut. Besten Dank für die zahlreichen Hinweise. Grüsse 😎 Peter 3 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
roeme Posted August 31 Share Posted August 31 Sehr schön zu hören dass es geklappt hat. Viel Spass beim Fahren der Maschine! Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
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