roeme Posted January 28 Share Posted January 28 (edited) Moin Männers & Mädels, dritter Anlauf meinerseits diesen Fred zu erstellen – das Forum mag Entwürfe (unsichtbar machen) echt nicht –, hoffen wir es klappt nun. Vorgeschichte: bei dieser Maschine wurde es dem sehr, sehr eng eingebauten, 40-jahrealten Öldruckschalter zu viel und der schlug Leck. So pinkelte die Maschine jeden längeren Stand eine mittelgrosse Markierung "hier war ich!", und auch einige Ausfahrten wurden von einem verbrannten Geruch begleitet (Öl auf dem Auspuff). Nach einigen Reinigungen und anschliessenden Beobachtungen war mir klar, dass diese Öl-Leckage eigentlich nur durch besagten Schalter, die Ventildeckelentlüftung oder Ölrückläufe verursacht werden konnte... Nun ist der Luftfilterkasten der V65 derart versch.... konstruiert, dass der Öldruckschalter (oder auch sonst die Schläuche dort) nur gewechselt werden kann, wenn der Rahmen getrennt wird. Da hatte ich schon ordentlich Respekt davor...aber andere Optionen hatte ich nicht. Ausserdem gab's noch andere anstehende Arbeiten; so benötigten die Vergaser eben auch Zuwendung, auch der Lack auf dem Motor-/Getriebegehäuse war nicht mehr in bestem Zustand. Dort war aus dem früheren Leben schon ordentlich Benzin drüber gesifft, und das viele Öl half auch nicht... Den Mutigen hilft das Glück. Also bei Stein-Dinse Ersatzteile geordert, und nach erfolgter Lieferung ging's los. Der Rahmen war bald getrennt – nicht zuletzt auch dank dem 1A Unterlagen aus den 80ern: Auch noch ein kleines Souvenir vom (oder einem...) Vorbesitzer gefunden (der Inbus. Der lag ohne mein Zutun da): auf dem Foto erkennt man auch wie der Lack am Getriebegehäuse/Motorblock angegriffen ist (weisse Grundierung tritt hervor). Alsbald bin ich zum Öldruckschalter vorgedrungen. Ich denke das kurze Video spricht für sich: ...joa, kein Wunder war da immer alles etwas glänzend. Ich war eigentlich ganz froh dass es dieser Schalter war, denn vorsorglich habe ich bei SD noch die Schläuche der Ventildeckelentlüftung bestellt (speziell verschweisst unten, kann man nicht einfach einen beliebigen Schlauch nehmen), musste dann aber feststellen dass Guzzi diese wohl über die Modelljahre geändert hat - meine Bestellung passte nicht, und darüber hinaus ist die zu meiner Modellversion passende Ausführung nicht lieferbar. Glücklicherweise ist die bestehende trotz auch schon etwas malträtiertem Aussehen noch gänzlich dicht. Da jetzt die ganze Chose etwas freiliegt, konnte ich endlich den Lack etwas auffrischen: ...ich schreibe "etwas auffrischen" weil ich hier bewusst mit Sprühdosen-Lack (nur 1 Komponente), bei miesen Temperaturen, von der Luftfeuchtigkeit wollen wir gar nicht erst reden, und nur dürftiger Oberflächen-Vorbehandlung vorging. Alles andere hätte keinen Sinn gemacht; denn um das sauber Benzin- und Ölfest zu lackieren mit entweder 2-Komponenten-Sprühlack oder gar Pulverlack, hätte ich die Maschine ja komplett auseinandernehmen müssen. Und ich möchte diese in der kommenden Saison wieder einsetzen; dazu muss sie keine Schönheitspreise gewinnen, sondern vorallem betriebssicher sein. Während also der Lack trocknet und die Vergaser im Ultraschallbad suhlen, habe ich mich mal den Choke-Bowdenzügen zugewendet. Diese sahen schon arg mitgenommen aus, nach 40 Jahren zerbröselte die Ummantelung und die Kabelendkappen waren schon ordentlich abgeknickt: Es sieht auf dem Foto etwas weniger schlimm aus als in der Realität. Die Züge zersetzten sich jedenfalls laufend weiter, und gingen ganz schön schwergängig. Aber so oder so – ich wollte mir schon lange beibringen, wie man Bowdenzüge selber anfertigt (ne' halbe Wissenschaft als Laie). Massgeschneiderte Anfertigungen sind nämlich ganz schön teuer (wenn man denn mal herausgefunden hat, wo man die herbekommt), und auf eine vielfach (und dadurch günstig) produzierte "Standardgrösse" kann man selten hoffen. (Ich muss hier jedoch einschieben, dass in diesem Falle diese Züge zu einem vertretbaren Preis von Stein-Dinse zu haben gehabt wären...aber wie gesagt, ich wollte mir vorallem auch etwas neues beibringen und ging auch gar nicht erst genau recherchieren). Ausserdem kann man beim Eigenbau funky Ummantelungen verwenden! Die neuen Mantel waren schnell gefertigt – zufällig hatte ich noch eine Zange rumliegen, mit der ich die Endkappen einigermassen passend crimpen konnte: Für das Löten der Endnippel für die Kabel war klar, dass ich erst ein paar Testläufe durchführen musste. Nach vielen Youtube-Videos und Lesen habe ich kleine Hülsen abgedreht; dafür ist meine kleine Anfänger-Tischdrehbank ideal.... ...und Testschnippel angefertigt. Der erste: ...und rein ins Bad: Wie erwartet, waren mehrere Versuche notwendig. Trotz dieser Erwartungshaltung gelang es mir erst mal nicht eine zuverlässige, belastbare Verbindung hinzukriegen: Ich hab' einiges rumprobiert. Nach etwas Recherche, Absprache mit Kollegen und Lektüre von Sachliteratur verortete ich als mein primäres Problem das Flussmittel; ich verwendete bis da nur ein alte 08/15-Paste welche einem Lötkolben beilag. Also ein Flussmittel geordert, welches für diese Anwendung besser geeignet sein sollte (auf dem Spektrum eher beim Lötwasser). Erfolg! Natürlich habe ich zwecks Übung und "Wiederholfestigkeit" weitere Versuche unternommen. Anschliessend galt es Ernst. Die alten Züge doppelt, und dreifach vermessen, ein Herz gefasst, geschnitten, ersetzt, verlötet: Und damit habe ich meine Lernreise mit tiptoppen neuen Chokezügen abgeschlossen (leider sieht man sie eingebaut nicht ganz so gut...): Es war dann aber mit dem Zusammenbau noch nicht zu Ende! Ich hatte mich beim Revidieren der Vergaser vertan, und den Schwimmerstand des einen Vergasers falsch eingestellt. Bei der ersten Testfahrt erklangen deshalb ein paar Gewehrschüsse im Quartier...*hust, hust*. Dies war aber bald behoben. Ich habe vom "Danach" leider nur einen Schnappschuss unterwegs gemacht, aber man sieht wenigstens die verbesserte Lackierung: Ich bin aber noch nicht zufrieden, denn die Maschine springt zwar kalt recht gut an, ist aber noch äusserst zickig wenn ich sie nach einer Fahrpause wieder anwerfen will. Dann und wann meine ich auch Zündaussetzer oder -schwächen zu verspüren. Ich führe das auf den schlechten Tankzustand zurück (dicht, aber viel Rost) und dadurch verunreinigte Benzin. Die Tanksanierung wird ein separater Thread. Zusammengefasst hab ich folgendes gemacht, nicht immer hatte ich Zeit für die Kamera: "Zwischenraum" Luftfilterkasten/Getriebegehäuse gereinigt Lackierung an Getriebegehäuse/Motor ausgebessert Diverse Schlauchschellen erneuert (Ventildeckelentlüftung, Rücklauf, ...) Öldruckschalter ersetzt, Kabel neu gecrimpt Vergaser gereinigt, Schwimmerstand korrigiert Chokezüge komplett erneuert Ventilspiel überprüft und nachgestellt Bremsflüssigkeit der vorderen Bremse gewechselt Es gibt noch genug weitere Baustellen, aber wie gesagt, da mache ich dann eigene Threads dafür. Edited January 29 by roeme Deutsch für du 5 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Harun_Antalya Posted January 29 Share Posted January 29 vor 7 Stunden schrieb roeme: Den Mutigen hilft das Glück ...und das gute Gefühl wenn das Moped wieder rennt. Daumen hoch. Grüße Harun 1 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Bastlwastl Posted January 29 Share Posted January 29 hallo toller Bericht ! das wichtigste bei eigenangefertigten Seilzügen ist das die Enden aufgespleist werden sollen . also die Litzen leicht verbiegen und dann erst löten. das nimmt die meiste zugkraft dann auf beim Nippel. ohne kann sich das Lot und die Litzen mit der Zeit wieder lösen . 1 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
roeme Posted January 29 Author Share Posted January 29 Freut mich, dass euch die Lektüre gefällt vor 1 Stunde schrieb Bastlwastl: das wichtigste bei eigenangefertigten Seilzügen ist das die Enden aufgespleist werden sollen . also die Litzen leicht verbiegen und dann erst löten. das nimmt die meiste zugkraft dann auf beim Nippel. ohne kann sich das Lot und die Litzen mit der Zeit wieder lösen . Jepp, das habe ich gemacht, erst die Hülsen aufgesteckt und dann die Litzen etwas aufgedröselt. Mir wären sonst die Hülsen ins Lotbad abgeflutscht. Mangels Werkzeug habe ich jedoch nicht ein schönes "Vogelnest" gehämmert, sondern einfach mit der Zange die Litzen etwas aufgewurstelt. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Eine Guzzi Posted February 24 Share Posted February 24 Sehr schöner Bericht! bei Aussenzügen (und auch Innenzügen) unbedingt darauf achten das die was die „Kompressionsfähigkeit“ angeht achten. Das wird oft unterschätzt. Selbst bei Fahrrädern merkt man hier GRAVIERENDE Unterschiede. Schaltet oder bremst schlecht. Beim Choke dürfte das aber keine Rolle spielen. Gruß René Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
roeme Posted March 5 Author Share Posted March 5 Danke René! Wenn ich die Materie richtig verstehe, ist es mit den neuen Zügen besser: die originalen Hüllen waren Spiralhüllen, die neuen sind "Kompressionslose", d.h. mit Stahldrähten, und sogar doppelt gemoppelt - der transparente Kunstoff ist nochmal mit einem (dekorativen) Drahtgeflecht durchsetzt. Völliger Overkill für einen schnöden Bowdenzug – fand ich schön Aber ich hab' schon einige weitere Züge an der Maschine ins Auge gefasst. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
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