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Kleiner Reisebericht zum Moto Guzzi Treffen 2019 in Mandello del Lario Anfang September Die Entscheidung Da ich seit mehreren Jahren das Motorrad Fahren in den Hintergrund gestellt habe, fiel es mir schwer, der Einladung meines Bruders zu folgen, zum 98-jährigen Bestehen von Moto Guzzi nach Mandello del Lario am Comer See zu kommen. Ich sagte, unter zwei Bedingungen: Es darf nicht zu heiß sein und ich muss den technischen Zustand herstellen, der für diese Reise erforderlich ist. Nun, die erste Bedingung konnte ich nicht wirklich beeinflussen, aber die Technik wieder auf Stand bringen (alle Öle gewechselt, Simmering der Vorderradgabel gewechselt, beide Reifen erneuert, Kardangelenk getauscht und natürlich alles auf Hochglanz gebracht) Ich sagte zu ... Die Reiseplanung Aufgrund meiner anhaltend eingeschränkten Bewegungsfreiheit des rechten Armes durch den Fahrrad Unfall im Februar beschloss ich, kleine Etappen zu fahren. Erstes Ziel sollte Freiburg sein. Als ich mit einem Segelkollegen von der Einladung meines Bruders sprach, lud er mich prompt zum Segeln am Lago Maggiore ein. Dies Einladung nahm ich, als leidenschaftlicher Segler, sehr gerne an. Somit stand das zweite Etappenziel fest. Dann sollte es weiter nach Mandello del Lario zum Treffen gehen, wo im vergangenen Jahr 30.000 Biker gezählt wurden (im Jahr zuvor sollen es 15.000 gewesen sein). Und um die Rückfahrt nicht übermäßig zu strapazieren, ergab sich, wieder nach einem Gespräch mit Freunden, zwei Übernachtungen am Bodensee mit gemeinsamen Abendessen einzuplanen. Die Anreise Mit einem Tankrucksack, zwei Koffern an den Seiten und einer Gepäckrolle auf dem Gepäckträger startete ich zu Hause um 10.30Uhr Der Tipp meines Bruders, hinter Baden-Baden die Schwarzwald Hochstraße zu fahren, erwies sich als gelungener Einstieg, denn die weitläufigen Aussichten auf die reizvolle Landschaft wurden von herrlichem Sonnenschein und angenehmer, frischer Luft begleitet. Ich übernachtete in Kirchzarten. Am Tag darauf ging es nach einem ausgiebigen Frühstück weiter zum Lago Maggiore. Nachdem ich mir an der Grenze das Ticket für die Schweiz besorgt habe, erreichte ich schon bald den Vierwaldstättersee, der bei blauem Himmel und klarer Luft malerisch ruhig erschien. Die Fahrt bis zum Gotthard Tunnel zog sich fast endlos aufgrund der (besser einzuhaltenden) Geschwindigkeitsbegrenzung. Fast noch länger kam mir die Fahrt durch den Tunnel vor, der mit seinen 17km Länge und der, trotz angenehmen 22 Grad Lufttemperatur, beim Erreichen der Mitte geschätzte 35 Grad hatte. Kaum war ich am frühen Nachmittag am Lago Maggiore angekommen, durfte ich mich umziehen, denn ich wurde schon erwartet und es ging mit dem Boot zum Segeln. Bei einer feinen Brise kreuzten wir Richtung Cannobio und mit 2 langen Schlägen unter Gennaker ging es wieder zurück. Nach einer Erfrischung im Bistro und einem herrlichen Blick auf den See ließen wir den Abend bei lecker Gegrilltem zufrieden ausklingen. Am nächsten Tag war kein Wind angesagt und so beschloss ich, dem Vorschlag meines Segelkollegen zu folgen und mit dem Motorrad eine Tour durch das Centovalli Tal im schweizerischen Tessin zu machen. Die engen, sehr kurvenreiche Straßen, die durch die dichtbewaldete Landschaft und zerklüftete Felsen führte, ließen kaum normale Geschwindigkeiten zu und es war teilweise anstrengend, diese Strecke zu fahren, aber dennoch sehr schön. In Cannobio endete dann die Centovalli Tour und ich fuhr den Lago Maggiore entlang Richtung Intra, wo ich mit der Fähre nach Laveno-Mombello übersetzte, um anschließend meinen Bruder und seine Partnerin, die bereits am Comer See angekommen waren und eine Tour an den Lago Maggiore einplanten, dort zu treffen. Nach einem leichten Mittagsmenü trennten sich unsere Wege wieder und wir freuten uns auf das Treffen am Comer See am Freitag. Ich fuhr am Ostufer des Lago Maggiore Richtung Norden zurück, wo sich am Himmel dunkle Gewitterwolken bedrohlich aufbrauten und schon bald begann es, wie im Film zu regnen. Da ich zwar eine wasserdichte Jacke an hatte, aber nur meine Lederjeans, hielt ich an der italienisch-schweizerischen Grenze an und stellte mich unter den Grenzübergang (der ja eigentlich keiner mehr ist). Kaum hatte ich das Motorrad abgestellt, kam ein italienischer Grenzbeamter und fing an, mit überaus freudiger Mine meine Mille zu bewundern und um mir in teilweise verständlichem italienisch mitzuteilen, wie wunderschön er diese Maschine findet. Das war sehr herzlich … Entgegen meiner Annahme, das es nur ein kurzes Gewitter wird, machte ich mich dann doch noch im Regen auf und fuhr zurück, denn wir wollten in Cannobio (für mich DAS italienische Städtchen schlechthin) zu Abend essen, was sich jedoch aufgrund des schlechten Wetters als unpraktisch erwies und so wir zogen eine nahegelegene, schweizerische Pizzeria vor. Moto Guzzi Open 2019 Freitagmorgen; das Wetter konnte sich noch nicht dazu durchringen, auf Regen zu verzichten und so checkten wir unsere Wetter Apps, die am frühen Nachmittag eine Lücke zeigten und meine Fahrt fortsetzen ließ. Zwei wunderschöne Tage bei zwei wunderbaren Menschen am Lago Maggiore … mit diesem Eindruck fuhr ich meinem Ziel entgegen. Vorbei an Locarno verließ ich den Lago Maggiore Richtung Porza und fuhr am ebenfalls malerischen Luganer Seeentlang, hier und da von leichtem Nieselregen begleitet. Kurz vor Mennagio am Comer See hielt ich auf einer höher gelegenen Straße, um diesen berauschenden Anblick des Sees mit Blick auf Bellagio, wo der See sich nach Süden teilt, aufzusaugen. Mit der Fähre (hier traf ich die ersten Guzzi Fahrer …) ging es dann nach Varenna und von dort aus war es nicht mehr weit bis Mandello del Lario. Da ich bei der bisherigen Fahrt ein leichtes Klackern während des Rollens (also nicht beim Beschleunigen und nicht im Schiebebetrieb) im hinteren Bereich vernommen habe und mir während der Fahrt eine Krümmer Schraube abgerissen ist, beschloss ich, kurz vor 18 Uhr ankommend, die nächstgelegene Moto Guzzi Werkstatt aufzusuchen. Die war glücklicherweise nur ein paar Meter entfernt und ich konnte die Mille dort abgeben. Am Samstagmorgen sollte ich mich bei ihnen melden. Die Maschine in gute Hände abgegeben, machten wir (mein Bruder und Partnerin) uns auf, das langersehnte Moto Guzzi Treffen 2019 für uns zu "eröffnen". Denn keiner hätte gedacht, dass ich, mich vor Jahren mit dem Gedanken tragend, die Mille zu verkaufen, und aufgrund meines Fahrrad-Unfalls, zu diesem Event kommen würde (und dabei jeden km selbst gefahren, also nix Motorrad auf Anhänger … grins). Und was kann solche eine Freude in Bella Italia am Ende eines Tages besser bestärken, als eine leckere Pizza und Rotwein und das am Straßenrand kurz vor dem Park, wo es von Guzzis nur so wimmelt und knattert und tausende Fans sich freuen, dabei zu sein … so wie wir. Nach einem Rundgang durch die Stadt und den Park von Mandello del Lario wird das ganze Szenario deutlich. Mehrere Sektionen, darunter das Werk, teilen das Treffen auf und die ganze Stadt wirkt, als ob es nur dieses Treffen gäbe. Fast jedes der kleinen Schaufenster hat eine oder gar mehrere, meist ältere Moto Guzzi im Laden stehen. Ich vermute mal, das ganze Jahr über. Die Statue von Gründer Carlo Guzzi, inmitten der Stadt, auch wir machten mit ihr Bilder von uns. Irgendwie cool. Der Park, nur für dieses Treffen zum campen frei gegeben, gesäumt von einem Zelt nach dem anderen, ist riesig. Dazwischen, alles was für Leib und Seele gut ist und bestimmt für den ein oder anderen Kater sorgt. Wir sorgten zum Abschluss in der Nacht für einen genussvollen Ausklang, bei einem schottischen Whisky und entspannten Gesprächen. Nach einem leckeren Frühstück am Samstagmorgen ging ich zur Werkstatt, um mich nach dem Stand zu erkundigen. Leider hat meine Schwinge etwas gelitten und das Lager sowie das Kreuzgelenk muss getauscht werden. Da keine Schwinge vorrätig war, stimmte ich den überaus freundlichen Mechanikern (zum Glück auf englisch) zu, die Schwinge zu behalten und nur Lager und Kreuzgelenk zu wechseln, was sich später als nur zum Teil als gut herausstellen sollte. Am Abend sollte ich sie abholen können. Wir machten uns auf, das Werk zu besichtigen. Die Fassade in den typisch italienisch-mediterranen Farben gehalten, konnten wir die Produktionsstätte, in der vor 31 Jahren auch meine Mille gefertigt wurde, begutachten. Nicht hypermodern, nein, eher schlicht, aber nicht altmodisch, diesen Eindruck hatte ich. Auch das Museum, na ja, es waren mehrere Etagen, in denen die Maschinen in den Gängen aufgereiht standen, hatte ich mir anders vorgestellt. Ok, Moto Guzzi ist jetzt keine Weltmarke und nach der Übernahme von Piaggio waren wohl auch Überlegungen da, die Marke aufzulösen, was für mich erklärt, dass der Rotstift keine übermäßigen Investitionen zu lässt. Auf dem Rückweg durch die Stadt standen am Platz der Statue von Carlo Guzzi alte Rennmaschinen, die nach und nach gestartet wurden und das Flair und den Lärm von vergangenen Tagen für kurze Zeit aufleben ließ. Die Straße zum Park war von Menschen gefüllt, gesäumt mit Ständen von Edel-Tunern und Händlern, die vom Original Motorrad bis zum umgebauten Superbike alles anboten. Gegen 17 Uhr machte ich mich auf den Weg zur Werkstatt. Das Motorrad war wie versprochen fertig geworden und ich war mehr als überrascht, als ich die Rechnung bezahlte, denn ich hatte mit einem weitaus höheren Betrag gerechnet. Mit Freude holte ich Helm und Jacke und testete sogleich, um mich von der Arbeit zu überzeugen. Alles super, kein Klackern mehr, sehr schön. Meine Bedenken, das mehr hätte kaputt gehen können, wurden ausgeräumt. Der Abend, nein, das Wochenende, was sage ich, meine ganze Rückreise war gesichert. Und vor lauter Freude fuhr ich jetzt die Straße zum Park, ließ den ein oder anderen Jauchzer von mir inmitten der Menge von Leuten, bis ich zu unserem angestammten Platz vom Vortag kam und meine Mille parkte. Die mittlerweile bekannten Gesichter vom Vorabend begrüßten mich herzlich, denn es hatte sich herumgesprochen. Und wir tranken erstmal darauf, schließlich hatten wir Durst … Auch diese Jungs gönnten sich etwas Leckeres … Wir gingen später am Festzelt vorbei, wo eine Live Band rockte, streiften wieder durch den Park und begutachteten die ein oder andere Maschine. Und nachdem wir uns zum gemütlichen Teil des Abends am Whiskystand den zweiten schottischen Oban gönnten (es sei erwähnt, dass mein Bruder leidenschaftlich gerne Whisky trinkt), fing es plötzlich an zu donnern. Kein Gewitter, nein, es wurde ein wunderschönes Feuerwerk auf dem See, extra für dieses Event, entfacht. Klasse. So haben wir den Abend ausklingen lassen. Wie ich später erfahren habe, soll das Treffen auch dieses Jahr von 30.000 Leuten besucht worden sein. Ja, so manchmal war es schon ganz schön viel, aber es hat sich dennoch verlaufen. Wir beschlossen heute, eine kleine Tour zu unternehmen. Das Wetter war traumhaft und so fuhren wir zunächst nach Süden Richtung Lecco und dann wieder nördlich am Comer See entlang nach Bellagio, manchmal auf Anhöhen mit einer fantastischen Aussicht. Nach einem Cappuccino in Bellagio nahmen wir die Fähre nach Varenna und fuhren wieder zurück nach Mandello del Lario. Die Rückreise Ursprünglich hatte ich geplant, am Sonntag zurück zu fahren. Doch die Wettervorhersage hat am Sonntag für den Bodensee, wo ich noch zwei Nächte bleiben wollte, ganztägig Regen gemeldet. Also habe ich kurzerhand das Hotel angerufen und meine Reservierung glücklicherweise um einen Tag verschieben können. So konnten wir auch erleben, wie dieses Städtchen, in dem zwei Tage im wahrsten Sinne des Wortes der Bär tanzte, langsam wieder zur Ruhe kam. Motorräder, mit Sack und Pack verschnürt, verließen das Treffen mit zum Teil weiten Rückreisen, zumindest anhand der Kennzeichen zu urteilen. Und ganz allmählich kehrte Ruhe ein, irgendwie merkwürdig, denn es war dann auch alles vorbei … für dieses Jahr. Am Montag nach dem Frühstück habe ich mich dann auf den Rückweg gemacht, doch anstatt wie bei der Anreise durch den Gotthard Tunnel zu fahren, habe ich den Splügenpass gewählt. Am Vortag hatte es dort geschneit, doch die aktuellen Meldungen sagten freie Fahrt zu. Ich dachte, dass dieser Pass weitaus angenehmer zu fahren sei, als die mir ewig vorkommende Strecke durch den Tunnel. Da lag ich irgendwie falsch, denn diese unzähligen Spitzkehren, die man definitiv nur im Schritttempo fahren kann, sind anstrengend. Und sind die ca. 2.100m erreicht, geht es auf der anderen Seite fast genauso wieder hinunter. Aber umso mehr wurde ich mit dem Ausblick auf der Höhe des Passes belohnt. Einfach nur gigantisch und das bei strahlendem Sonnenschein, ein paar Wölkchen und sehr erträglichen 8 Grad. Herz, was willst du mehr? Als ich am Bodensee angekommen bin, dachte ich mir, eigentlich hätte ich diese Tour auch internationale 5 Seen Rundfahrt nennen können (grins). Wieder habe ich angehalten, um diesen Blick sowohl mit den Augen als auch als Bild festzuhalten. Dann habe ich das Hotel in Bodmann-Ludwigshafen bezogen und am Abend mit Freunden, die dort Urlaub machten, gemeinsam im Restaurant gegessen und gerne von meiner bisherigen Reise berichtet. Am nächsten Tag bin ich am Ostufer des Bodensee entlanggefahren, habe an der Promenade in Überlingen bei wunderschönem Sonnenschein einen Cappuccino genossen, um mich dann später zum Essen mit meinem Bruder und Partnerin in Friedrichshafen zu treffen. Von dort hatten sie ca. 90km nach Österreich, wo sie das Auto mit dem Motorrad-Anhänger beim Hotel abgestellt haben. Meine Rückfahrt vom Bodensee habe ich am Mittwochmorgen nach dem Frühstück angetreten, bei frischen 12 Grad und Sonnenschein. Diesmal nur Autobahn, da ich am Nachmittag wieder zur Physio musste. Als ich kurz vor zu Hause die Autobahn verließ, hörte ich ein merkwürdiges Quietschen am Hinterrad und beim Versuch, das Motorrad rückwärts in die Garage zu schieben, blieb es, denn das Hinterrad ließ sich nicht rückwärts drehen. Die Überraschung Als ich dann zwei Tage später das Hinterrad sowie den Endantrieb ausgebaut habe, sah ich eine von Hitze verfärbte und am Schaft verdrehte Kardanwelle. Ich dachte nur, wie wird das Lager und das Kreuzgelenk aussehen? Nachdem ich die Schwinge ausgebaut habe, konnte ich den Rest der Dilemmas begutachten. Das Gleitlager vom Kreuzgelenk war völlig zerstört … Nach einigen Mails mit der Werkstatt in Mandello del Lario, die zwar auch erschüttert darüber waren, jedoch aufgrund der Tatsache, das sie mich auf das Problem mit der Schwinge hingewiesen haben, nur bedingt eine Schuld einräumten, einigten wir uns auf die Zusendung einer neuen Schwinge zum halben Preis inkl. der Kardanwelle, was für mich absolut fair war. Es war eine wunderschöne Zeit. Ich habe viele nette Leute kennengelernt, hatte Glück mit dem Wetter, habe sehr schöne Landschaften gesehen, war segeln und werde ganz sicher nächstes Jahr wieder zum Treffen nach Mandello del Lario fahren. September, 20191 point